Alzheimer – die gefürchtete Krankheit lässt Nervenzellen im Hirn absterben, kappt ihre Verbindungen untereinander und führt schließlich ins “Große Vergessen”. Die gute Nachricht: Wer regelmäßig Sport macht, kann den Beginn der Krankheit hinauszögern und ihren Verlauf abbremsen. Warum das so ist, wissen Forscher jetzt ein klein wenig besser. Sie wollen dieses Wissen nutzen, um neue Therapien zu finden.
Sportliche Menschen bekommen im Schnitt fast zehn Jahre später Alzheimer als unsportliche. Schon das alleine sollte jeden aufs Fahrrad jagen (oder in die Laufschuhe). Für Sportmuffel gibt es jedoch auch ein wenig Hoffnung: Wissenschaftler versuchen, den Effekt eines gesunden Lebensstils durch Medikamente nachzuahmen und können einen Erfolg verbuchen.
Wie hilft Bewegung dem Gehirn?
Bisher wusste man zwar, dass körperliche Betätigung gut ist gegen Alzheimer, aber nicht warum. Forscher aus verschiedenen Instituten in den USA haben die Ursache dieses Phänomens erforscht und folgendes herausgefunden:
- Sport regt die Bildung neuer Nervernzellen an.
- Er erhöht die Anzahl der Verbindungen zwischen Nervenzellen (Synapsen).
- Außerdem hält er den Blutkreislauf gesund – das ist wichtig für die Sauerstoffversorgung des Gehrins.
- Und er erhöht den Gehalt eines Proteins namens brain-derived neurotrophic factor (BDNF).
Und genau dieses BDNF ist der Knackpunkt. Es sorgt nämlich dafür, dass Nervenzellen im Gehirn länger überleben. Denn als die Wissenschaftler Mäusen mit Alzheimer nur ein Präparat gaben, wodurch die Mäuse mehr Nervenzellen im Gehirn bildeten, verbesserte sich ihr Gedächtnis nicht. Zusammen mit BDNF aber linderten sich die Symptome von Alzheimer in Mäusen. Das berichten die Forscher in einer gemeinsamen Studie in der Zeitschrift Science. Ihre Ergebnisse machen Hoffnung, dass man in (ferner) Zukunft vielleicht ein Medikament gegen Alzheimer entwickeln kann. Allerdings wurde diese Studie in Mäusen angefertigt und Ergebnisse aus Tiermodellen sind nicht immer ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar. Und selbst wenn es in diesem Fall so ist – diese Studie ist nur ein erster Hinweis, es muss noch viel mehr geforscht werden.
Sport ist die beste Medizin
Wer jetzt denkt, “Na gut, dann mache ich halt Sport, wenn ich älter werde”, den muss ich leider enttäuschen: Je später man anfängt, desto weniger nützt es. Das Gehirn von Menschen, die bereits Alzheimer haben, profitiert gar nicht mehr von Bewegung (Ihnen könnte jedoch irgendwann das eben erwähnte Medikament helfen).
Ein Medikament – falls und wenn es irgendwann erhältlich ist – löst übrigens auch nicht alles. Denn wer sich nicht bewegt, hat bekanntlich mehr Probleme als nur Alzheimer. Herz-Kreislauf-Erkrankungen bringen Dich um, bevor Du überhaupt alt genug bist, um dement zu werden.
Also hopp, hopp, Sportklamotten an und los geht’s!
Die Original-Studie: Choi, et al.: Combined adult neurogenesis and BDNF mimic exercise effects on cognition in an Alzheimer’s mouse model. Science 2018 (leider nur für Abonnenten)
Ein frei zugänglicher Artikel zur Studie (auf englisch): How does exercise keep your brain young? | Science